**R** "Der Tag, an dem Hope verschwand" - von Claire North

Wer bist du, wenn dich niemand definieren kann?



Erscheinungsdatum: 26.10.2017

Verlag: Bastei Lübbe

ISBN: 9783785726013

Sprache: Deutsch

Fester Einband 480 Seiten




"Mein Name ist Hope Arden. Und ich bin die wohl beste Diebin der Welt. Der Grund dafür ist einfach, wenn auch erstaunlich: Niemand kann sich an mich erinnern. Seit meinem sechzehnten Lebensjahr bin ich für andere Menschen nicht mehr als ein Schatten, ein namenloses Gesicht. Ich habe keine Freunde außer Reina, mit der ich mich immer wieder anfreunde. Doch nun ist sie tot. Es heißt, sie habe sich umgebracht, aber ich glaube, dass mehr dahintersteckt. Ich werde die Wahrheit herausfinden — und wenn ich sie erst mal ans Licht gebracht habe, wird sie niemand vergessen ..."


Mein erster Eindruck von Claire Norths Buch war: Dieser Schreibstil ist echt zäh! Die Kapitel sind wunderbar kurz gehalten, aber trotzdem fand ich es am Anfang schwer, gespannt bei der Stange zu bleiben. Es wurden random Informationen, Wörterbuch-Definitionen, abschweifende Gedanken und Beschreibungen mitten in die Handlung eingebaut. Recht gewöhnungsbedürftig, aber ich kam nach einigen Kapiteln doch rein.

Warum bin ich überhaupt bei der Stange geblieben, fragt ihr euch? Nun, die Antwort ist in zwei Wörtern zusammenzufassen: Wegen Hope.

Hope Arden. Sie wird vergessen, sobald ein Mensch sie nicht mehr sieht. Dabei handelt es sich um keinen Zustand, den sie seit der Geburt kennt. Er hat sich langsam, immer und immer mehr entwickelt und ungefähr im jugendlichen Alter war dieses Phänomen komplett.

Das eignet sich hervorragend, um einen Klassenkameraden zu boxen, der etwas zu gemein ist. Um die Fensterscheiben eines Lehrers zu zertrümmern, der schon immer ungerecht erschien oder um eine ausgezeichnete Diebin zu werden und das ohne jegliche Konsequenz. Klingt super, findest du nicht auch? Zu bewundern ist diese Hope Arden und ihre Möglichkeiten. Doch wenn auch langsam deine Familie vergisst wer du bist, du eine Fremde wirst für jeden Geliebten, wenn du einen Arzt bräuchtest oder einen Job anfangen möchtest, dann klingt das vielleicht doch ein wenig problematisch.

Die Idee rund um Hope, finde ich einzigartig und außergewöhnlich gut umgesetzt. Es wird nicht nur die Sonnenseite ihrer "Gabe" präsentiert, viel eher sogar die tiefe Einsamkeit dieser Frau.

Hope Arden bleibt aber nicht die einzige Idee der Autorin. Vollendet wird die Idee nämlich mit der App "Perfection". Die App überwacht deinen Aufenthaltsort, wie du dich ernährst, wo du arbeitest, was du studierst, wie du dich verhältst, welche Entscheidungen du triffst, wer zu deinen Freunden gehört und und und. (Klingt erschreckend? Was können deine aktuellen Apps denn so?)
Ziel der App ist es, dass du am Ende "perfekt" bist. Dies funktioniert mit einem ganz einfachen Punktesystem. Indem du dich bewusster ernährst, erhältst du Punkte. Indem du einen ausgewählten Fitnesstrainer aufsuchst, erhältst du Punkte. Indem du bestimmte Markenware kaufst, die super zu deinem Typ passen und dessen Markenunternehmen im Vertrag mit Perfection stehen, erhältst du Punkte. Und Punkte werden belohnt! Aber sie können dir auch bezogen werden und das willst du doch nicht oder? Denn Punkte ermöglichen dir so vieles, allen voran kannst du übrigens perfekt werden. Doch was ist schon...perfekt?


"Wer ist diese perfekte Frau? Nach dem Internet zu urteilen, ein blonder weißer Teenager mit Bulimie. Andere Merkmale werden nicht berücksichtigt" - Hope Arden


Im Buch werden die Verwender der App "Perfection" wahrlich häufig beschrieben. Sie haben perfekte Haare, die perfekten Klamotten, das perfekte Lächeln und den perfekten Ehepartner (natürlich lernt man diesen auch über die App kennen). Sie besitzen Perlen weiße Zähne, schlanke ansehnliche Körper und meistens einen fett- und Zucker freien Protein-Shake in der Hand.

Die App löst geradezu Massenbewunderung aus und dabei wird völlig außer Acht gelassen, wie viel Kontrolle einem technischen Konstrukt überlassen wird, das angeblich weiß, was Perfektion ist. Aber wer würde nicht gerne perfekt, unfassbar schön, reich und begehrt sein? Etwas Besonderes? mit sich selbst völlig zufrieden und im Reinen? Ständig gut gelaunt und voller positiver Gefühle?

Perfection "weiß" also die Lösung zu dem, was die Gesellschaft als perfekt bezeichnet und demnach auch, was du dir wünschst. Doch ist das überhaupt relevant? Hier würde man vielleicht sagen: Was Andere von mir denken, ist mir egal. Ich bin lieber ich selbst." Dennoch bewegt sich jeder Mensch in bestimmten gesellschaftlichen Strukturen und ist natürlich beeinflussbar durch Meinungen anderer Personen. Das ist in Ordnung. Das ist menschlich. Und Menschen sind es nun mal auch, die in diesem Buch verrückt nach dieser App sind. Nach der Anerkennung der Gesellschaft. Um zu beweisen, wie perfekt sie doch sind.

...Doch an Hope kann sich keiner erinnern. Das Feedback bleibt ihr aus. Ist sie perfekt? Wer definiert das bei ihr?

Das Buch ist ein widersprüchliches Gedankenknäuel zwischen den Aussagen, wir sollen uns nicht von anderen definieren lassen und einfach nur man selbst sein, sowie der Frage: Wer sind wir ohne die Meinung, das Feedback der anderen Menschen? Wenn sich keiner an uns erinnert und wir jeden Tag, jede Stunde, jeden Moment jemand anderes sein können? Was bleibt von uns noch übrig, wenn die Gesellschaft uns nicht mal definieren KANN? Und wie wichtig ist Perfektion dann noch?


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Ich halte mich bei diesem Buch absichtlich von einem Fazit und einer Bewertung fern. Dem Buch könnte ich eine 1-Dschinn, sowie eine 5-Dschinn Bewertung geben und trotzdem wäre ich mit der Bewertung nicht zufrieden. "Der Tag, an dem Hope verschwand" ist eine klasse Idee und damit wurde eine Menge an Potenzial ausgeschöpft. Gleichzeitig hatte ich oft Schwierigkeiten mit dem Schreibstil und das Ende fand ich doch ein wenig verstörend. Einiges hat mir nicht gepasst, wodurch ich in der Bewertung heruntergehen würde und einiges fand ich so grandios, dass eine Best-Bewertung von nöten ist. Demnach mache ich hier einfach eine Sonderrezension. =)

4 Kommentare:

  1. Hallöchen!

    Es ist immer so eine Sache wenn man nur langsam mit dem Buch warm wird, da ist bei mir immer die Gefahr, dass ich es am liebsten gleich wieder weglegen würde. Ich mag es ja auch nicht so gerne, wenn das Ende so kompliziert ist, dass man sich dann doch irgendwie wieder selber etwas zusammenreimen muss. Aber deine Bewertung ist sehr toll und ich bleibe auch gerne als Leserin. :)

    Liebe Grüsse
    Pascale (dailylovebook)

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    1. Huhu Pascale,

      dem Buch muss man wirklich die Chance geben sich zu entfalten. Zwar ist das Ende auch ein wenig kompliziert gestrickt, aber im Endeffekt ist es ein guter Abschluss. Hat dich denn der Klappentext angesprochen? Falls ja, kann ich dir zumindest raten diesem Buch vielleicht eine Chance zu geben. Wenn nicht, dann gibt es sicherlich noch andere Bücher, die dich begeistern dürfen. ;-))

      Ganz liebe Grüße
      Leni

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  2. Hallo liebe Leni

    Ich wollte deine Meinung zu dem Buch unbedingt lesen, weil mir das Cover im Laden nicht aufgefallen wäre. Schade, dass du so gemischte Gefühle hast. Für mich ist das eigentlich ein Grund, nicht zum Buch zu greifen. Aber wenn ich sehe, wie sehr dir Hope zusagt, interessiert mich das doch ein wenig ;-)

    Ich merke mir das Buch einmal vor und wünsche dir noch einen schönen Abend
    Livia

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    1. Huhu liebe Livia,

      das Buch hat wirklich gemischte Gefühle bei mir hinterlassen. Ein wahres Chaos könnte man fast sagen. ;-) Allerdings gefiel mir die Idee so gut, so dass ich auch nicht davon abraten möchte. Spricht dich der Klappentext denn an? Es freut mich auf jeden Fall, dass du dir das Buch erst Mal vormerken möchtest. Solltest du es lesen, musst du mir unbedingt Bescheid geben, wie es dir gefallen hat! =))

      Ich bin mir auch nicht sicher, ob mich das Cover aufmerksam gemacht hätte. Auf das Buch bin ich auch nur aufmerksam geworden, weil Tanja und ich immer nach Neuerscheinungen stöbern und ich mich durch alle Empfehlungen klicke, die angegeben werden. Ja und dann hat mich eben der Klappentext angesprochen. xD

      Ganz liebe Grüße
      Leni =)

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