**R** „Dark Sigils 1: Was die Magie verlangt“ – von Anna Benning

Ups and Downs




Erscheinungsdatum: 31.08.2022

Verlag: FISCHER KJB

ISBN: 9783737362009

Sprache: Deutsch

Gebundens Buch 496 Seiten


„»Sie gaben uns Magie. Wir gaben ihnen alles, was wir hatten.«

Früher existierte Magie nur in Träumen. Sie war eine geheimnisvolle Kraft, die Wunder vollbringt. Aber so ist Magie nicht. Das weiß Rayne besser als jede andere. Wahre Magie ist düster und gefährlich – und dennoch Raynes einzige Chance, in den Armenvierteln Londons zu überleben. Mittels besonderer Artefakte, den Sigils, hat sie gelernt, die blau schimmernde Flüssigkeit zu nutzen … und mit ihr zu kämpfen. Doch als die Magie außer Kontrolle gerät, kann Rayne nur ein einziger Junge helfen. Er herrscht über die mächtigsten Sigils der Welt und stellt sie vor die Wahl: Entweder die Magie in Raynes Adern wird sie töten – oder sie bindet ihr Leben an die Dark Sigils. Für immer.“

Der Einstieg ins Buch wird leicht gestaltet. Der Leser wird begrüßt von einem epischen, dramatischen Schreibstil, der gefühlt bei jedem 2. Satz für Gänsehaut sorgt. Er ist brutal, nichts für schwache Nerven, aber auch magisch und bildhaft schön. So werden der Weltenentwurf, aber auch die Lebenssituation der Protagonistin passend untermalt.

In dieser Welt gibt klassische Elemente der Schichtenspaltung. Es gibt die Unteren und Oberen. Die Unteren besitzen wenig Magie, kämpfen und töten für ein Gramm. Während die Oberen scheinbar endlos viel zu besitzen scheinen und die Unteren nach Belieben damit versorgen. Und Ray lebt Unten.

Um Geld zu verdienen, kämpft sie mit Hilfe von Magie in Kampfarenen.

"»Du kämpfst wie jemand, der nichts zu verlieren, aber alles zu gewinnen hat.«" 

Die Kämpfe sind brutal und atemlos, lassen den Leser mit fiebern. Gleichzeitig sind die Kämpfe die perfekte Einführung in die Welt, da Ray Magie direkt verwendet und erklärt. 

Magische Elemente sind spannend und originell eingebaut. Es gibt Magie zur Defensive oder Offensive. Ray ist im offensiven Bereich Zuhause, lässt Magiemienen erscheinen oder lässt ihre Gegner mit einer Handbewegung erstarren. 

Die Magie hier wird unfassbar schön, bildreich und mächtig beschrieben. Aber sie hat nicht nur Sonnenseiten. Magie ist begrenzt verfügbar. Magie ist gefährlich. Magie macht süchtig.

Durch diese Prämissen, schneidet Anna Benning wirklich interessante Themen an. Nicht nur ärmliche Verhältnisse werden gut herübergebracht, sondern auch Verhalten in Abhängigkeit oder wie man durch Notsituationen in Mitglied in Gangs wird (z. B. weil man kein Dach über dem Kopf hat oder sonst den Schutz der anderen Mitglieder verliert) werden aufgegriffen. 

- eine Trigger Warnung dazu, wäre vorab jedoch sicherlich nicht verkehrt gewesen -

Das Buch hat also eine komplexe Fantasy-Welt mit vielen Details zur Magie, dessen Nutzung, Auswirkungen sowie unterschiedlichen Schichten. Man kann das hier nicht nebenbei lesen. Konzentration ist hier die Devise. Also genau das, was ich an neuen Fantasy-Welten mag!

Ab dem Einblick in die Welt der Oberen, nahm meine Begeisterung jedoch graduell ab. Es ging erst viel um Charakter- und Weltvorstellung. Doch je länger man liest, desto höher war der Fokus auf der Lovestory (die ich nicht nachvollziehen konnte, insbesondere nicht in dem Tempo). 

Der Protagonistin widerfährt von Oberen, deren Welt und auch explizit ein paar der Charaktere viele Ungerechtigkeiten. Für den Leser entsteht damit Story technisch viel Spannung. Mit der Hauptfigur konnte man mitfühlen. Hier hat man sich gemeinsam hilflos, wütend und verloren gefühlt. Vielleicht auch ein wenig ängstlich.

Aus dieser Gefühlswelt einen Wechsel der Emotionen entstehen zu lassen, ist schwierig und benötigt eine Entwicklung und Zeit(!). Die hat mir hier gefehlt. Somit war es mir nur schwer möglich mich in das Zwischenmenschliche, die Bindung zwischen den Charakteren hineinzufühlen. Diese empfand ich als zu oberflächlich ausgearbeitet.

Zudem war mir dann das „Liebe, die nicht sein darf“-Konzept zu über dramatisch und zu viel – sicherlich davon unterstützt, dass ich die Gefühlsentwicklung schon nicht nachvollziehbar fand. 

Schade.

Ich wollte das Buch mögen. Es hat vielversprechend begonnen. Die Grundlagen – Schreibstil, Weltenentwurf, Magie-Elemente – sind unfassbar gut ausgearbeitet. Der wachsende Fokus auf die Liebesgeschichte mit einer wenig authentischen Gefühlsentwicklung, hat dem Leseerlebnis für mich jedoch einen Abbruch getan und zähflüssiger gestaltet.

Eine Ausarbeitung der Charakterbindung oder eine Fokusänderung z. B. auf das Abenteuer selbst, würden mir (in den Folgebänden) besser gefallen.  


( 3 / 5 Dschinn)


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4 Kommentare:

  1. Hallo Leni,
    es tut mir nach wie vor leid, dass du meine Begeisterung für dieses Buch nicht zu 100% teilen konntest. Ich hatte es mir so gewünscht, zumal dieser Auftakt für mich ein absolutes Highlight war.

    Ich entnehme deiner Rezension aber, dass dir einiges auch sehr gut gefallen hat. Insbesondere der Weltenentwurf, die Ideen und die durchgehende Spannung.

    Ich hoffe sehr, dass es der Autorin gelingt, dich mit dem Folgeband dann voll abzuholen.

    Was die Liebesgeschichte anbelangt: Ich gebe dir Recht, die hat sich sehr schnell entwickelt. Sie trägt, mit dem Romeo & Julia-Flair einiges an Entwicklungs- und Spannungspotential in sich, wie ich finde.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

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    1. Huhu Tanja,

      wir haben wirklich sehr häufig einen ähnlichen Lesegeschmack. Ausnahmen bestätigen die Regeln. =) Außerdem hat mir das Buch in vielen Aspekten sehr gut gefallen und ich möchte die Reihe auf jeden Fall noch verfolgen. Vortex hat mich mit dem Auftakt damals auch nicht völlig abgeholt, hat sich mit den Bänden aber immer wieder gesteigert. Ich freu mich schon auf weitere Dark Sigils Teile!

      Ganz liebe Grüße
      Leni

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  2. Hallo liebe Leni,

    das war es, was mich auch gestört hat. Ich konnte es gar nicht so richtig fassen, aber du beschreibst es ganz treffend. Diese gezwungene Liebesgeschichte und die fehlende Bindung der Charaktere sind definitiv ein Schwachpunkt des Buches.

    Die Idee und Weltenbau haben mir auch gut gefallen, aber das hat mir nicht gereicht. Ich fand auch die ganze Richtung, in die das Buch nach Raynes Eintritt in die Welt der Oberen geht auch irgendwie wieder zu typisch YA. Mädchen erfährt, dass sie total wichtig für die Rettung der Welt ist, muss sich in neuer Welt orientieren, trifft mürrischen Bad-Boy, der auch wichtig ist, verliebt sich, blablabla. Das habe ich einfach schon viel zu oft gelesen.

    Fand ich auch sehr schade, denn der Schreibstil und auch der Anfang des Buches haben viel versprochen.

    Liebe Grüße,
    Rebecca

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    1. Huhu Rebecca,

      ich freue mich sehr zu hören, dass du dich in meinen Worten und meinem Feedback zum Buch wiedergefunden hast. Mir fiel es auch erst etwas schwerer zu beschreiben, was genau mich gestört hat.

      Es sind definitiv klassische Elemente in dem Buch enthalten. Mir gefällt es aber tatsächlich immer noch ganz gut, wenn die Hauptfigur besondere Fähigkeiten oder Bestimmungen hat. Muss jetzt nicht zwingend die Rettung der Welt sein. =D

      Ganz liebe Grüße
      Leni

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